Happy 2024 you little warriors und, japs, tschüss Journalismus?
Ein paar Gedanken zum JaHrEsWeChSeL und eine Erkenntnis (vielleicht).
Hoi
Über Silvester war ich mal wieder in Paris und habe praktisch nichts gemacht ausser Geld ausgegeben (nicht das vom Crowdfunding, keine Panik), sehr fein gegessen und ein paar thirst traps gepostet. Was man halt so macht, wenn man in die Twilight Zone fällt in der Zeit zwischen den Jahren. Vor der Abreise hatte ich fleissig Visionboards für 2024 erstellt, meine Zukunft manifestiert und ganz viel über Hexen gelesen. Wie es sich für einen Millennial gehört.
Ich war in den letzten zwei Wochen ausserdem immer mal wieder ganz für mich alleine und hatte viel Zeit zum Nachdenken. Dieses Insichkehren hat sich dann in den Strassen von Paris irgendwann zwischen ein paar Rosé-Gläsern bemerkbar gemacht. Oder vielmehr: Die Gedanken sind ins Fleisch über gegangen. Bis kurz vor meiner Abreise hatte ich nämlich einen so hohen Stresspegel wie schon lange nicht mehr. Ich schlief wenig und schlecht und war dauernd gereizt. Grund dafür war, dass ich zu viele Freelance-Aufträge annahm und mein Zeitmanagement irgendwann absolut nicht mehr aufging. Das macht sich bei mir immer zu allererst bei der Zeit bemerkbar, die ich eigentlich für mich selbst freihalte und mir in solchen Phasen durch die Finger rinnt.
Offenbar war das aber wieder einmal nötig, denn ich tat schliesslich etwas, was ich in meinem ganzen Dasein als freie Journalistin noch nie getan habe: Ich zog die Reissleine und schrieb meiner Auftraggeberin, dass für das abgemachte Honorar keine weitere Korrekturrunde mehr verlangt werden kann. Das klingt vielleicht einfach, es brauchte dafür aber einige Gespräche und Sprachnachrichten mit Freund:innen und Leidensgenoss:innen. Als Freie begleitete mich bis anhin ständig die Angst, mühsam zu sein. Mich anzustellen, wenn ich etwas ablehne. Und folglich keine weiteren Aufträge mehr zu bekommen. Aber als ich die Mail dann abschickte, war alles plötzlich ganz – leicht? Also so wolkig-leicht? Verrückt.
2023 war sowieso das Jahr des Grenzenziehens für mich. Nur fair also, dass zum Jahresende noch der Endgegner besiegt wurde.

Zurück zu den Rosé-Gläsern: Manche Gedanken müssen ja zuerst etwas nachhallen, bevor man sie erfassen und ablegen kann. Und ich merkte plötzlich: Irgendwie habe ich so ganz fest keine Lust mehr auf die Welt, mit der ich mich so lange identifiziert habe. Ich habe in meinem ersten Newsletter bereits darüber geschrieben, dass ich keine Lust mehr auf Loyalität mit einer ausbeuterischen Branche habe. Was ich mittlerweile merke: Vielleicht habe ich je länger je mehr auch keine Lust mehr darauf, «nur» Journalistin zu sein. Und vielleicht muss ich akzeptieren, dass es immer schwieriger wird. (Während ich diese Zeilen schreibe, kommt übrigens die Meldung rein, dass ein weiteres Medienhaus Journalist:innen auf die Strasse stehlt. Ringier streicht 75 Stellen: «Die neue, zukunftsorientierte Organisation von RMS ist darauf
ausgelegt, schnell, agil und schlagkräftig auf Nutzerbedürfnisse
und Branchenentwicklungen eingehen zu können». Cool. Wie oft sollen wir noch demonstrieren?)
Jedenfalls: Eigentlich gefällt mir der Gedanke, künftig vor allem Bücher zu schreiben und nebenher mit etwas anderem als Journalismus mein Geld zu verdienen. Und manchmal denke ich, ich könnte ja auch biz mehr Inhalte auf Insta und TikTok machen, ob mit journalistischem Inhalt oder einfach for fun. Aber dann denke ich: Nimmt man mich dann überhaupt noch ernst? Geht mein Dasein als Autorin über Themen wie sexualisierte Gewalt damit zusammen?
Und dann denke ich: Wieso nicht, irgendwie ist eh sehr vieles sehr egal ausser ein paar wenige Dinge und darauf sollte man sich fokussieren, finde ich. So ganz habe ich meine Gedanken noch nicht zu Ende sortiert, es bleibt also zumindest spannend.
Und sonst so?
Dauerschleife
Passend zu den Unruhen in meinem Kopf gabs viel female rage in letzter Zeit, hier eine Neuentdeckung für die hässigen/verzweifelten Tage:
Der viel zu hohe Stapel
In ihrer Autobiografie beschreibt Julia Fox ihren Weg von der Kindheit und Jugend zwischen New York und Italien hin zur absoluten Queen der momentanen Popkultur und ich liebs schon nur wegen des Covers. Sehr weit bin ich noch nicht, zu Beginn gehts mir persönlich etwas viel um Drogen und Sex mit älteren Männern (in Teenie-Julias Fall also mit 30-Jährigen) aber ganz ehrlich, von Julia Fox würde ich auch eine Neuauflage vom Tiptopf lesen (wäre iconic imho).
Falls auch in eurem Kopf im Moment biz Chaos herrscht, ihr seht, ihr seid nicht allein. Hang in there, beginnt das Jahr so sanft wie möglich und macht euch keinen Stress. Weil psst: Offiziell neu anfangen tut alles sowieso erst, wenn die Blumen wieder blühen und davon sind wir ja noch ein Weilchen entfernt.
Alles Liebe,
Miriam